Flughafen Zürich: Neues Leben für bereits stillgelegte Öltanks
NeoVac hat für den Flughafen Zürich zwei Tankbehälter mit einem jeweiligen Fassungsvermögen von 600'000 Liter saniert und neue Chromstahlleitungen verlegt. Warum bei diesem Auftrag auch ein Ultraschallhörgerät zum Einsatz kam, erfahren Sie im Bericht.
Der Flughafen Zürich verbindet Menschen und Orte über Kontinente hinweg: 2022 flogen 22.6 Millionen Passagiere über den grössten Flughafen der Schweiz. Damit das alles reibungslos läuft, ist eine zuverlässige Energieversorgung Grundvoraussetzung. Sie sorgt für einen geordneten Betrieb sämtlicher Systeme und Infrastrukturen am Flughafen.
Marlene Kopf, Ingenieurin im Anlagenbau und Projektleiterin der Flughafen Zürich AG, erläutert die Ausgangslage: «Die Energieversorgung der Flughafen Zürich AG betreibt eine Zwei-Stoff-Anlage. Im Normalfall betreiben wir die Anlage mit Gas. Öl ist unsere Reserve, zum Beispiel bei allfälligen Engpässen oder Wartungen. Aufgrund der Gasmangellage im Herbst 2022 waren wir jedoch gezwungen, den Betrieb auf Öl umzustellen. Hier gab es die Vorgabe von Seiten der Politik, dass alle Betreiber von Zwei-Stoff-Anlagen auf Öl umstellen müssen. Die Unsicherheit bezüglich der Gassituation hat uns dazu bewegt, zwei bereits vor Jahren stillgelegte Öltanks wieder in Betrieb zu nehmen, um die Lagerkapazität zu erhöhen und noch flexibler zu sein.»
Dafür wurden zwei Tankbehälter saniert, welche jeweils ein Fassungsvermögen von 600'000 Liter haben. «Jeder Tank wurde mit einem 390 m2 NeoVac Kunststoffmantelsystem ausgekleidet, und das natürlich zwei Mal, da wir die Tanks mit einem vakuumüberwachten Doppelmantel ausgestattet haben», erklärt Daniel Tanner, Technischer Verkaufsleiter Tanksicherheit bei NeoVac. Zum Auftrag gehörte auch die Verlegung von rund 230 Meter doppelwandigen Chromstahlleitungen, welche den sicheren Transport des Öls gewährleisten.
Ist alles 100% dicht?
Nachdem die gesamte Beschichtung aufgetragen wurde, folgte der für alle NeoVac Beteiligten spannendste Moment des insgesamt fünfmonatigen Projektes. Denn erst nach der vollständigen Erstellung des Doppelmantels kann geprüft werden, ob es Beschädigungen an der Beschichtung gibt: «Entsprechend den Vorschriften müssen wir die Dichtheit nachweisen. Man muss von Anfang an sauber und hochpräzise arbeiten und laufend die bearbeiteten Flächen mit einem Abfunkgerät auf Porenfreiheit prüfen. Ob alles hundertprozentig dicht ist, wissen wir erst nach der Vakuumprobe: Die mehrtägigen Dichtheitsproben unter Hochvakuum erfolgen mit einem geprüften Aufzeichnungsgerät. Dabei belasten wir den Doppelmantel mit Vakuum und testen, ob er standhält», erklärt Nino Schnüriger, Abteilungsleiter Tanksicherheit bei NeoVac.
Tatsächlich gab es ein kleines Leck im Mantel: «Als Erstes haben wir den Tank mit einem Hochspannungsinduktor mehrmals abgefahren, um das Leck zu finden. Das hat allerdings nicht funktioniert. Dann kam ein Ultraschallhörgerät zum Einsatz – mit diesem konnten wir die undichte Stelle lokalisieren und reparieren. Hätten wir das Leck tatsächlich nicht gefunden, hätten wir die Wand komplett wieder herausnehmen und neu anfangen müssen», berichtet Nino Schnüriger.
Lieferstopp
Die Arbeiten erfolgten von November 2022 bis März 2023 – in einer Zeit, in der die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukrainekrieges auf der ganzen Welt spürbar waren (und noch sind): «Um einen reibungslosen Projektablauf zu garantieren, haben wir das gesamte benötigte Material für dieses Projekt frühestmöglich geordert und in verschiedenen Tranchen liefern lassen. Auch wir waren mit Lieferschwierigkeiten konfrontiert. Beispielsweise hatte unser Lieferant für die Glasmatten, welche in den Tanks verarbeitet wurden, einen Produktionsstopp. Also mussten wir uns nach einem neuen Lieferanten umsehen, der alle unsere Qualitätsstandards erfüllt», erklärt Daniel Tanner.
Vakuumüberwachung sorgt für Sicherheit Ganz nach dem Motto «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser» wird nach Projektabschluss der rund ein Millimeter breite Zwischenraum der Tanks kontinuierlich mit einem Leckanzeigegerät vakuumüberwacht und so rund um die Uhr kontrolliert. Gibt es ein Leck im Innen- oder Aussenmantel, wird durch den Vakuumabfall ein Alarm ausgelöst und die Verantwortlichen erhalten eine Meldung. Dasselbe gilt für die doppelwandigen Rohrleitungen. Diese verfügen ebenfalls über einen Zwischenraum, der jedoch mit Überdruck überwacht wird. «Es war eine Freude das Projekt mit NeoVac zusammen auszuführen. Trotz Engpässen beim Personal und Lieferschwierigkeiten beim Material konnten die Tanks dank des engagierten Einsatzes von NeoVac zeitnah fertig gestellt werden. Es ist eine grosse Professionalität vorhanden, welche wir sehr geschätzt haben. Hierfür möchten wir uns nochmals herzlich bedanken», so Marlene Kopf.
Facts und Kennzahlen
System: glasfaserverstärkte Kunststoff Doppelmantelauskleidung mit Hochvakuumüberwachung für Stahlbetontanks
Kennzahlen eines Tanks | |
Durchmesser | 14.10 m |
Höhe | 3.85 m |
Anzahl Säulen für Deckenabstützung | 6 |
Tankoberfläche | 390 m² |
Beschichtungsoberflächen Total | 1'560 m² |
Materialeinsatz für beide Tanks | |
Polyesterharz | 2'900 kg |
Glasmatte | 1'600 kg |
Alunoppenfolie | 450 kg |
Deckschichtversiegelung | 500 kg |